Paul-Ehrlich-Institut

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Än­de­rung der Fach­in­for­ma­ti­on zu Re­mi­ca­de® (In­fli­xi­mab) nach ei­ner Ur­gent Sa­fe­ty Re­stric­ti­on (neu am 20.12.2000)

Mit Hilfe einer Notfallmaßnahme, der sogenannten 'Urgent Safety Restriction' (USR), ist am Donnerstag, 14. Dezember 2000, die Fachinformation zu Remicade in den Abschnitten 4.3 'Gegenanzeigen', 4.4 'Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung' sowie 4.8 'Nebenwirkungen' ergänzt worden. In Abstimmung mit den zuständigen deutschen Behörden machen Centocor (Zulassungsinhaber) und Schering-Plough (Vermarktungsrechte in ganz Europa) diese Änderungen über einen 'Rote Hand-Brief' bei Ärzten und Apothekern bekannt. Parallel dazu bietet das Paul-Ehrlich-Institut die entsprechende Information auf seiner Homepage an

Die europäische Arzneimittelagentur EMEA hat ein Public Statement zu dieser Thematik veröffentlicht, das von der Hemepage der EMEA abgerufen werden kann.

Die Änderungen haben folgenden Inhalt:

Bei Verdacht auf eine aktive Tuberkulose ist die Behandlung mit Remicade abzusetzen, bis diese Diagnose ausgeschlossen ist oder die Infektion entsprechend den aktuellen Empfehlungen behandelt wurde.

Vor der Einleitung der Therapie mit Remicade ist der Patient hinsichtlich des Vorliegens einer aktiven oder inaktiven ("latenten") Tuberkulose zu untersuchen, indem eine ausführliche klinische Anamnese, einschließlich einer früheren Tuberkulose oder eines möglicherweise früher stattgefundenen Kontakts mit an Tuberkulose Erkrankten, erhoben wird. Geeignete Screening-Tests (Thorax-Röntgen, Tuberkulintest) sind in Erwägung zu ziehen. Ärzte, die Remicade verordnen, sollten daran denken, dass es bei schwerkranken oder immungeschwächten Patienten zu falsch-negativen Ergebnissen beim Tuberkulintest kommen kann. Bei Diagnose einer inaktiven ("latenten") Tuberkulose sind Maßnahmen zur Prävention einer Aktivierung der Tuberkulose zu ergreifen, und eine erneute Nutzen / Risiko-Abwägung für den Patienten vor Beginn der Remicade-Therapie durchzuführen.

Die Patienten sind anzuweisen, beim Auftreten von Anzeichen und / oder Symptomen, die auf eine Tuberkulose hinweisen (z. B. anhaltender Husten, Kräfteverfall/ Gewichtsverlust, leichtes Fieber), ärztlichen Rat einzuholen.

Hintergrundinformationen

Remicade (Infliximab) ist ein TNF-alpha-Blocker, der erstmals 1998 in den USA zugelassen wurde. In der europäsichen Union erfolgte die Zulassung in mehreren Schritten und mit bestimmten Einschränkungen (genauere Informationen zur Therapie mit Remicade sind der Fachinformation zu entnehmen):

Zulassungsdatum in Europa Indikation Voraussetzungen
August 1999 Behandlung des schwergradigen, aktiven Morbus Crohn Kein Therapieerfolg trotz eines vollständigen, adäquaten Therapiezyklus mit einem Kortikosteroid und / oder einem Immunsuppressivum.
August 1999 Behandlung des Morbus Crohn mit Fistelbildung Bei Patienten, die trotz einer vollständigen und adäquaten Therapie auf eine konventionelle Behandlung nicht angesprochen haben
Juni 2000 Behandlung der rheumatoiden Arthritis zur Reduktion der Symptomatik Bei Patienten mit aktiver Erkrankung, die nur unzureichend auf krankheitsmodifizierende Präparate, einschließlich Methotrexat, angesprochen haben

In der genehmigten Fachinformation (Summary of Product Characteristics, Teil des European Public Assessment Report, der auf der Homepage der EMEA veröffentlicht ist) werden als Gegenanzeige der Anwendung von Remicade schwere klinisch manifeste Infektionen genannt. In der Fachinformation wird auch vor der bekannten Gefahr einer Exazerbation von Infektionen infolge der Hemmung von TNF-alpha, einem wichtigen Entzündungsmediator und Mediator zellulärer Immunreaktionen, gewarnt.

Bis Anfang Dezember 2000 wurden 28 Tuberkulosefälle gemeldet (9 Fälle in Nordamerika und 19 Fälle in Europa), darunter ein letaler Verlauf. Bei einigen handelte es sich um eine Miliartuberkulose, und in einigen Fällen lag eine ungewöhnliche extrapulmonale Lokalisation vor. Bei der Mehrzahl der Patienten war aus der Medikamentenanamnese die Anwendung von Immunsuppressiva und Kortikosteroiden bekannt. Bei den meisten Patienten kam es nach drei oder weniger Infusionen von Remicade zum Auftreten einer aktiven Tuberkulose, was auf einen Zusammenhang mit dem Beginn der Therapie mit Remicade hinweisen könnte. Aufgrund der immer noch begrenzten Erfahrung mit Remicade kann das Auftreten von Tuberkulose oder von opportunistischen Infektionen auch nach einer längeren Therapiedauer nicht ausgeschlossen werden.

Daher haben, in Anbetracht der Ernsthaftigkeit der Tuberkuloseerkrankungen, Centocor/Schering-Plough die Fachinformation zu Remicade wie eingangs beschrieben, geändert.

Aktualisiert: 02.06.2008