Paul-Ehrlich-Institut

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6. Be­richt: In­for­ma­ti­on zu Ver­dachts­fall­be­rich­ten, KW 44-50

Information zu Verdachtsfallberichten auf Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Anwendung von Impfstoffen gegen die Neue A(H1N1) Influenza (Schweinegrippe) in Deutschland

Einleitung

Diese Internetseite gibt einen Überblick über Verdachtsfallberichte von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung mit dem Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix und Celvapan, die beim Paul-Ehrlich-Institut in Kalenderwoche 44 bis 50 (bis einschließlich Donnerstag 10.12.2009, 17:00 Uhr) eingegangen sind. Die Fälle wurden von Ärzten, Apothekern, Gesundheitsämtern und dem pharmazeutischen Unternehmer gemeldet. Eingeschlossen sind außerdem Meldungen aus der Bevölkerung, die nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzten validiert wurden.

Es wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den Meldungen um Verdachtsfälle handelt, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind. Eine aufgeführte unerwünschte Reaktion bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass ein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung besteht. Ein Berichtsfall (Verdachtsfall) kann auch mehrere unerwünschte Reaktionen beinhalten, z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit.

Das Paul-Ehrlich-Institut wertet die eingegangenen Meldungen nach Registrierung in einer Datenbank dahingehend aus, ob sich aufgrund der vorliegenden Datenlage die Nutzen-Risiko-Bewertung des Impfstoffs ändert und deswegen gegebenenfalls Maßnahmen, z.B. nach dem Arzneimittelgesetz, zu ergreifen sind. Die Informationen werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Das Paul-Ehrlich-Institut möchte entsprechend seinen Leitprinzipien durch größtmögliche Transparenz allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich aktuell über die Datenlage zu informieren.

Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass Zahl, Art und Schweregrad der aufgeführten Fälle keinen Rückschluss auf die tatsächliche Häufigkeit und das Spektrum von Nebenwirkungen erlauben. Die Meldungen bieten aber die Möglichkeit, etwaige Risikosignale zeitnah zu erkennen und gegebenenfalls darauf zu reagieren. Eine Online-Meldung von Verdachtsfällen ist über www.pei.de möglich.

Übersicht

Im genannten Zeitraum sind dem Paul-Ehrlich-Institut bei 1091 Personen Verdachtsfälle von unerwünschten Reaktionen nach Impfung mit Pandemrix und drei (3) Verdachtsmeldungen nach Impfung mit Celvapan gemeldet worden. Die 1094 Meldungen umfassen insgesamt 3518 unerwünschte Ereignisse (eine Verdachtsfallmeldung kann mehrere Reaktionen beinhalten) bei Patienten im Alter zwischen 6 Monate und 93 Jahren (Mittelwert bei Erwachsenen 37,7 Jahre und bei Kindern 9,9 Jahre). 429 (39,2 %) Meldungen wurden als schwerwiegend vom Melder und/oder vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bewertet. Aus der Angabe der verimpften Dosen der Kalenderwoche 50 gegenüber der Vorwoche (Bericht vom 15.12.09) aus den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Bremen ergibt sich eine geringfügige Zunahme der Durchimpfungsrate zwischen 0,4 % und 0,7 %.

Am häufigsten wurden Fieber (n = 242), Kopfschmerz (n = 241), Schmerz in einer Extremität bzw. an der Impfstelle (n = 236), Schüttelfrost (n = 117), Übelkeit (n = 116), Ermüdung (n = 97), Schwindelgefühl (n = 93), Kreislaufkollaps und Synkope (n = 85) Arthralgie (n = 63) und Erbrechen (n = 55) berichtet. Lokalreaktionen an der Injektionsstelle und Allgemeinreaktionen sind in der Fach- und Gebrauchsinformation aufgeführt.

Vergleicht man die gemeldeten Reaktionen von Pandemrix nach Organklassen mit den gemeldeten Reaktionen nach allen anderen saisonalen Grippeimpfstoffen, die dem PEI seit dem Jahr 2000 gemeldet wurden, so erscheint das Spektrum der gemeldeten unerwünschten Ereignisse bezogen auf Organklassen nicht auffällig. Einzige Ausnahme stellt die prozentual häufigere Meldung von unerwünschten Ereignissen in der Organklasse "Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort" dar. Dies ist erwartet, da schon in klinischen Studien gezeigt wurde, dass Lokal- und Allgemeinreaktionen nach Pandemrix häufiger vorkommen als nach nicht-adjuvantiertem Grippeimpfstoff.

424 (38,8 %) Patienten waren vollständig wieder hergestellt und bei 14 (1,1 %) Patienten hatte sich der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Meldung bereits gebessert. 302 (27,6 %) Patienten waren zum Zeitpunkt der Meldung noch nicht wieder hergestellt. Bei 317 (29 %) Patienten wurde der Ausgang der unerwünschten Ereignisse als unbekannt gemeldet. In keinem Fall wurde über einen bleibenden Schaden berichtet. Da in vielen Fällen noch weitere Informationen angefordert sind, geht das PEI davon aus, dass der Anteil der Meldungen mit unbekanntem Ausgang der unerwünschten Ereignisse noch zurückgehen wird.

Reaktionen

Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang nach H1N1-Impfung

Dem PEI sind kumulativ vom 26.10.2009 bis zum 10.12.2009 insgesamt 38 Todesfälle bei Patienten im Alter von 17 Monaten bis 92 Jahre im zeitlichen Zusammenhang mit Pandemrix gemeldet worden, bei einem mittleren Alter von 56,8 Jahre. Im Mittel verstarben die Patienten (26 Männer und 12 Frauen) fünf Tage nach Impfung (Intervall zwischen wenigen Stunden und 21 Tagen).

In einem Fall verstarb ein Patient vermutlich an einer Lungenembolie. Der Patient entwickelte fünf Tage nach Impfung erste Symptome eines GBS, das sich zunächst unter der eingeleiteten Therapie besserte. Vermutlich verstarb der Patient sekundär an einer Lungenembolie. Eine Autopsie wird durchgeführt. Die Meldung ist bereits ausführlich im Bericht vom 15.12.09 dargestellt worden.

Meldungen über Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit Pandemrix, in denen eine andere Todesursache festgestellt wurde (insgesamt n=14)

Bei 13 Patienten im Alter von 45 bis 92 Jahren (Mittelwert 56,9 Jahre) wurde auf der Grundlage des klinischen Verlaufs, einer Obduktion bzw. auf dem Totenschein eine andere Todesursache festgestellt, z.B. Herzinfarkt (n= 4), Herzinfarkt plus Lungenembolie (n = 2), Lungenentzündung (n = 2), plötzlicher Herztod/Herzversagen bei schwerer Vorerkrankung (n = 3) sowie ein entgleister Diabetes mellitus (n= 1). In einem Fall wurde auf Grund des EKG-Befundes unmittelbar vor dem Tod ein Herzinfarkt diagnostiziert, der von den behandelnden Ärzten als todesursächlich angesehen wurde. Die Patienten verstarben im Mittel sechs Tage nach Impfung (Minimum wenige Stunden, Maximum zehn Tage)

Ungeklärte Todesfälle in zeitlichen Zusammenhang mit Pandemrix (n=1)

Insgesamt wurde dem PEI bis zum 26.11.2209 ein ungeklärter Todesfall berichtet. Der Fall wurde bereits im Bericht vom 25.11.2009 beschrieben.

Meldungen mit unzureichender Information (insgesamt n=6)

Bei fünf männlichen Patienten im mittleren Alter von 56 Jahren, die im Mittel sieben Tage nach Impfung verstorben sind, ist wegen unzureichender Information bzw. nicht durchgeführter Obduktion die Todesursache letztendlich nicht geklärt. Bei vier Patienten bestanden gravierende Vorerkrankungen:

  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung Grad 4 mit Cor pulmonale und respiratorischer Globalinsuffizienz
  • Amyotrophe Lateralsklerose
  • Koronare Herzerkrankung mit anamnestisch bekanntem Herzinfarkt, Karotisstenose, Diabetes mellitus und eine Niereninsuffizienz
  • Diabetes mellitus Typ 1 mit diabetischer Nephropathie, Bluthochdruck, Multiple Sklerose und anamnestisch bekannter Schlaganfall sowie Alkoholabusus

In einem Fall ist nicht bekannt, ob eine Obduktion durchgeführt wurde, in den anderen drei Fällen wurde auf eine Obduktion verzichtet, offenbar weil der Tod im Zusammenhang mit der Grunderkrankung gesehen wurde.

In einem Fall eines plötzlichen und ungeklärten Todes ist die Datenlage unzureichend und eine Beurteilung nicht möglich. Ein Todesfall nach Pandemrix Impfung wurde über Dritte gemeldet, die lediglich von dem Fall gehört haben. Die Meldung erfüllt nicht die Minimalkriterien einer Nebenwirkungsmeldung.

Meldungen, bei denen noch weitere Informationen erwartet werden (n= 11)

Bei elf Meldungen über ein tödliches Ereignis in unterschiedlichem zeitlichen Zusammenhang mit der Pandemrix Impfung (mittlerer Abstand zwischen Impfung und Tod sieben Tage, Minimum ein Tag, Maximum 21 Tage) werden noch weitere Daten z.B. ein Obduktionsbericht erwartet. Drei der elf Meldungen betrafen Kinder im Alter von 17 Jahren, 22 und 17 Monaten, die alle an einer schweren angeborenen Herzfehlbildung litten und zwischen zwei bzw. zehn Tage nach der Impfung verstarben.

Im Vergleich zum Bericht vom 15.12.2009 ergibt sich keine geänderte Risikobewertung.

Bei der Bewertung der Fallberichte ist zu berücksichtigen, dass gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission bevorzugt Patienten mit chronischen Erkrankungen geimpft werden sollten. Unerwünschte Ereignisse mit tödlichem Ausgang, die zeitlich zufällig, aber nicht ursächlich mit der Impfung zusammenhängen, sind daher nicht unerwartet.

Das PEI recherchiert Informationen zu Todesfällen nach pandemischen Impfstoffen ganz besonders gründlich. Bei mehren Fällen wurde eine Autopsie von den zuständigen Stellen veranlasst. Es wird darauf hingewiesen, dass eine Obduktion und insbesondere die Ergebnisse spezieller feingeweblicher Untersuchungen länger dauern können, so dass das PEI für diese Fälle über eine gewissen Zeitraum keine abschließenden Ergebnisse berichten kann.

Meldungen über allergische Reaktionen und anaphylatische / anaphylaktoide Reaktionen

Insgesamt sind dem PEI bisher 115 Fälle eines Verdachts einer anaphylaktischen / anaphylaktoiden Reaktion bzw. Fälle mit Reaktionen aus dem allergischen Symptomenkomplex von unterschiedlicher Ausprägung und verschiedenen Schweregrades gemeldet worden. Dabei handelt es sich um 30 männliche und 75 weibliche Impflinge im Alter zwischen drei Jahren und 81 Jahren (Durchschnittsalter 36,6 Jahre; Median 36 Jahre). In drei Fällen liegen keine Angaben zum Geschlecht vor. In drei Fällen liegen keine Angaben zum Alter vor. In zwei Fällen wurde nur die Alterskategorie angegeben (zwischen drei und zwölf Jahre bzw. zwischen 18 und 65 Jahre). In keinem Fall wurde eine Hühnereiweißallergie mitgeteilt.

Auf der Basis der berichteten Reaktionen sind 108 Fälle vom Soforttyp. Diese Meldungen lassen sich entsprechend dem Klassifizierungsschema nach Ring und Messmer wie folgt einteilen:

  • Typ I (ausschließlich Hautreaktionen): n = 61 (männlich = 15; weiblich = 47)
  • Typ II (Gering- bis mäßiggradige über Hautsymptome hinausgehende systemische Reaktionen, vor allem respiratorische oder kardiovaskuläre oder gastrointestinale Symptome)
    n = 27 (männlich = 11; weiblich = 15, in einem Fall wurde keine Geschlechtsangabe berichtet).
  • Typ III (Schock) n = 20 (männlich = 3; weiblich = 15, in zwei Fällen wurde keine Angabe zum Geschlecht berichtet);

In sieben Fällen wurde eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögertem Typ berichtet. Diese Reaktionen wurden zwischen zwei und fünf Tagen nach der Impfung berichtet und hatten eine milde Ausprägung.

Es liegen keine Berichte von Typ 4 Reaktionen oder anaphylaktischen Reaktionen mit letalem Ausgang vor.

Eine Korrelation der Meldungen zu einer bestimmten Charge konnte nicht festgestellt werden, allerdings war nicht in allen Fällen eine Chargennummer mitgeteilt worden.

Die Datenqualität ist in der überwiegenden Mehrheit der Berichte unzureichend, um eine weiter gehende Bewertung vornehmen zu können. So fehlen häufig Angaben zur Person und zur Reaktion, zu Risikofaktoren, Grunderkrankung, Komedikation etc. Das PEI und die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft haben daher einen speziellen Fragebogen entwickelt, der meldenden Ärzten/Apothekern zugesandt wird.

Bei einer relevanten Anzahl von Soforttypreaktionen lässt sich nicht sicher differenzieren, ob es sich um echte IgE-vermittelte allergische oder um nicht-allergische Überempfindlichkeitsreaktionen oder um Angst-/ vegetative Reaktionen auf die Impfung handelt.

Es ist daher wichtig zu betonen, dass die Vorgeschichte einer anaphylaktischen Reaktion auf eine Impfung keine absolute Kontraindikation für eine Wiederimpfung darstellen muss, wenn eine IgEvermittelte allergische Reaktion auf einen Impfstoffbestandteil diagnostisch ausgeschlossen werden kann.

Anaphylaktische Reaktionen nach Impfungen sind selten mit einer geschätzten Häufigkeit zwischen 1-10 Fällen pro 1.000.000 Dosen (Übersicht Rüggeberg J et al. Anaphylaxis: Case definition and guidelines for data collection, analysis, and presentation of immunization safety data, Vaccine 25 (2007) 5675–5684). Die Melderate von allergischen/anaphylaktischen Reaktionen, die über Hautsymptome hinausgingen, liegt im Bereich der in der Literatur erwähnten Häufigkeit.

Neurologische Reaktionen

Kumulativ wurden 134 Fälle mit verschiedenen neurologischen Reaktionen berichtet (einschließlich der 112 Meldungen, die bereits in unseren vorherigen Berichten zu den Kalenderwochen 44-49 dargestellt worden sind).

Allgemeiner Schwindel/ Schwindelgefühl sowie Kopfschmerzen wurden als Reaktion häufig gemeldet (siehe Übersicht). Verdachtsmeldungen, in denen allgemeiner Schwindel/ Schwindelgefühl oder Kopfschmerzen ohne jeweils weitere neurologische Reaktionen gemeldet wurden, sind in der Zahl der 134 Fälle, die in diesem Abschnitt aufgeführt werden, nicht enthalten.

Neurologische Erkrankungen

Meldungen über den Verdacht eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS)

Fälle eines GBS (n=3)
  • Auf den Fall eines 73 Jahre Mannes wurde bereits im Vorbericht ausführlich eingegangen. Die Fallbeschreibung entspricht dem Level 1 der Falldefinition eines GBS der Brighton Collaboration [1].
  • Eine 59jährige Frau entwickelte ab 8. Tage nach der Impfung neurologische Symptome eines GBS (u.a. beinbetonte Tetraparese, aufsteigende Sensibilitätsstörungen), wie bereits in unserem Vorbericht dargestellt. Die Patientin befindet sich in stationärer neurologischer Behandlung. Die elektrophysiologische Diagnostik war ebenfalls passend zur Diagnose eines GBS. Der Liquorbefund war zum Zeitpunkt der Lumbalpunktion allerdings unauffällig (dies schließt derzeit ein GBS jedoch nicht aus). Im Verlauf war insgesamt dreimal eine Reanimation aufgrund Kammerflattern notwendig; die behandelnden Ärzte sehen die kardialen Symptome derzeit nicht im Zusammenhang mit dem GBS. Außerdem kam es im Verlauf bei der Patientin auch zu anderen neurologischen Auffälligkeiten (drei epileptische Anfälle, Auffälligkeiten im zerebralen MRT). Während in diesem Fall nach der derzeit vorliegenden Information von einem GBS auszugehen ist (entspricht Level 2 der Falldefinition eines GBS der Brighton Collaboration [1]), erscheint die zusätzlich aufgetretene neurologische und kardiale Symptomatik unklar. Weitere Informationen zu diesem Fall sind angefordert.
  • Bezüglich des Falles eines 24jährigen Mannes, der im Vorbericht unter fragliche Fälle eines GBS aufgeführt ist, erhielt das PEI inzwischen weitere Informationen. Der Patient entwickelte ab 13 oder 14 Tagen nach der Impfung eine neurologische Symptomatik mit beidseitiger distal betonter Beinparese und fehlenden bzw. abgeschwächten Muskeleigenreflexen an den Beinen. Er wurde mit dem Verdacht auf ein GBS hospitalisiert. Der Liquorbefund war zum Zeitpunkt der Lumbalpunktion unauffällig (was ein GBS allerdings nicht ausschließt). Der Patient verließ die Klinik jedoch auf eigenen Wunsch, bevor weitere Diagnostik (u.a. elektrophysiologische Untersuchung) durchgeführt werden konnte. Insgesamt entspricht die Beschreibung dem Level 2 der Falldefinition eines GBS der Brighton Collaboration [1].
Fragliche Fälle eines GBS (n=1)
  • Der Fall wurde bereits im Vorbericht aufgeführt. Endgültige Informationen stehen momentan noch aus. Es handelt sich um einen 48 Jahre alten Mann, der zwei Tage nach der Impfung erste neurologische Symptome entwickelte, die zunächst als Symptome eines GBS gewertet wurden

Das Institute of Medicine (IOM) geht davon aus, dass das zeitlich plausible Intervall zwischen Impfungen und dem Auftreten eines GBS zwischen fünf Tagen und sechs Wochen beträgt. Ein GBS zwei Tage nach Impfung wäre demnach nicht plausibel.

Das Auftreten eines GBS im (zufälligen) zeitlichen Zusammenhang zu einer Impfung kann nicht ohne Ausschluss anderer Ursachen der Impfung angelastet werden. Nach aktueller Schätzung ist bisher von ca. 7,1 Millionen Geimpften in Deutschland auszugehen. Unter Berücksichtigung der Inzidenz eines GBS in Deutschland von im Mittel ca. 1,75 Fällen pro 100 000 Personen pro Jahr [2] sind statistisch zufällig innerhalb einer Woche nach der Impfung 2,4 Fälle und innerhalb von zwei Wochen 4,8 Fälle eines GBS zu erwarten.

Meldungen über den Verdacht eines GBS, der nicht bestätigt wurde (n=5)

In fünf Fällen wurde initial die Verdachtsdiagnose eines GBS gemeldet. Der weitere klinische Verlauf bzw. die Diagnostik ergaben jedoch, dass es sich jeweils nicht um ein GBS handelte.

Meldung über den Verdacht einer Neuritis (n=17)

Es wurden insgesamt 17 Fälle einer Neuritis gemeldet (einschließlich der 14 Fälle, die bereits in den vorherigen Berichten aufgeführt wurden). Es handelte sich um neun Frauen und sieben Männer (in einem Fall wurde das Geschlecht nicht angegeben). Das Alter lag zwischen 18 und 70 Jahren (in zwei Fällen wurde das Alter nicht angegeben). Meldungen einer Fazialisparese werden separat im Abschnitt Paresen diskutiert.

Bei drei dieser 17 Fälle wurde eine Neuritis des Nervus ulnaris gemeldet, in drei Fällen wurde eine Armplexusneuritis berichtet, in fünf weiteren Fällen wurde über eine Neuritis (bzw. 1x über Neuralgien) mit Symptomen im Bereich des Impfarms berichtet, in einem Fall wurde über eine Neuritis mit Symptomen im Bereich des nicht-geimpften Arms berichtet, in einem Fall wurde der Verdacht auf eine serogenetische Polyradikuloneuritis gemeldet, in einem Fall wurde von einer Neuritis vestibularis berichtet, in einem Fall von einer Optikusneuritis und in zwei Fällen wurde nur allgemein vor einer Neuritis berichtet.

In fünf Fällen trat die Neuritis am Impftag, in sechs Fällen einen Tag nach der Impfung, in einem Fall 1,5 Tage nach der Impfung, in einem Fall nach drei Tagen, in einem Fall nach einer Woche, in einem Fall nach zwölf Tagen, in einem Fall nach 20 Tagen und in einem Fall weniger als einen Monat nach der Impfung auf.

Im Folgenden werden die Fälle, die noch nicht in den vorherigen Berichten dargestellt wurden, einzeln aufgeführt:

  • Bei einer 37jährigen Frau wurde über eine Neuritis im Bereich des Impfarms berichtet. Ab 16 Stunden nach der Impfung kam es zu Hypästhesien und Parästhesien von der Impfstelle über die Ulnarseite des Unterarms bis in den 4. und 5. Finger. Außerdem traten Schmerzen im Bereich der linken Nackenmuskulatur, des linken Ohres und des linken Bulbus auf. Das Maximum der Beschwerden bestand nach zwei bis drei Tagen, nach sieben Tagen bildeten sich die Beschwerden komplett zurück.
  • Bei einer 39jährigen Frau wurde eine Armplexusneuritis links gemeldet. (Die Impfung war in den linken Arm erfolgt.) Die Symptomatik begann am Impftag und dauerte zum Zeitpunkt der Meldung noch an. Die Diagnose wurde durch Liquoruntersuchung, Neurographie und Elektromyographie unterstützt.
  • Bei einem 46jährigen Mann trat 20 Tage nach der Impfung eine linksseitige Optikusneuritis auf. Zum Zeitpunkt der Meldung war der Patient noch nicht wiederhergestellt.

Bei den meisten dieser 17 Fälle einer Neuritis liegen derzeit keine detaillierten Informationen vor, so dass von Seiten des PEI nicht beurteilt werden kann, ob die diagnostischen Kriterien für eine Neuritis erfüllt sind. In vier dieser 17 Fälle erscheint aufgrund der vorliegenden Informationen eine andere Diagnose wahrscheinlicher.

Der Zeitabstand zwischen Impfung und Auftreten der Neuritis erscheint in zwölf der 17 Fälle sehr kurz (gleicher Tag bis zu 1,5 Tagen nach der Impfung). Der ursächliche Zusammenhang ist in diesen Fällen als fraglich zu beurteilen, da ein immunpathologisches Geschehen wenige Stunden bzw. 1,5 Tage nach einer Impfung nicht plausibel ist. Literaturangaben bezüglich des Zeitabstands zwischen Impfungen und Symptombeginn einer Armplexusneuritis variieren z.B. zwischen drei Tagen und 21 Tagen [3, 4, 6, 7, 8], in je einem Einzelfallbericht lag der Abstand bei einem Monat [5] bzw. bei 47 Tagen [9]).

Insgesamt wurden bisher drei Fälle gemeldet, bei denen sowohl die Diagnose einer Neuritis aufgrund der Beschreibung nachvollziehbar ist (oder keine andere Diagnose aufgrund der vorliegenden Informationen wahrscheinlicher ist) als auch der zeitliche Abstand zwischen Impfung und dem unerwünschten Ereignis für ein immunologisches Geschehen als plausibel anzusehen ist.

Die Zahl der Meldungen an das PEI über den Verdacht einer Neuritis im zeitlichen Zusammenhang mit Pandemrix ist gegenüber den Meldungen zu saisonalen Grippeimpfstoffen nicht erhöht. Zusammengefasst ergibt sich derzeit aus den Meldungen kein Signal.

Neuritis wird im Abschnitt Nebenwirkungen der Fachinformation von Pandemrix erwähnt.

Meldung als Krampfanfall (n=23)

Insgesamt wurden 23 Fälle eines Krampfanfalls gemeldet (einschließlich der 18 Fälle, die bereits in den vorherigen Berichten dargestellt wurden). Betroffen waren zwei Kleinkinder (sechs und 26 Monate alt), sechs Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren, ein 16jähriger Jugendlicher sowie 14 Erwachsene (davon acht Männer und sechs Frauen) im Alter von 21 bis 93 Jahren. Bei elf der 23 Personen war eine Epilepsie bekannt. Bei den beiden Kleinkindern, bei zwei der sechs Kinder sowie bei zwei der 14 Erwachsenen handelte es sich jeweils um einen Fieberkrampf. Die Kausalität wurde vom PEI mit möglich beurteilt. Bei den 17 Personen, bei denen jeweils nicht über Fieber berichtet wurde, lässt sich derzeit nicht beurteilen, ob es sich um einen zeitlich zufälligen oder ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung handelt.

In 13 Fällen trat der Krampfanfall am Impftag auf (davon je einmal: eine Minute, zwei Minuten, zehn Minuten, 20 Minuten, zwei Stunden, drei Stunden, sieben Stunden, acht Stunden und 20 Stunden nach Impfung, in vier Fällen war der Zeitabstand nicht genauer angegeben), in vier Fällen einen Tag nach Impfung und in fünf Fällen zwei Tage nach Impfung. Bei einem Fall wurde nicht genau angegeben, ob der Krampfanfall am Impftag oder einen Tag nach Impfung auftrat.

Fieberkrämpfe (n= 6, davon zwei Kleinkinder, zwei Kinder und zwei Erwachsene):

  • davon bei Personen mit bekanntem Krampfleiden (n=1)
  • davon bei Personen ohne bekanntes Krampfleiden (n=5 )

Krampfanfälle ohne Fieber (n=17, davon zwölf Erwachsene und fünf Kinder bis 17 Jahre):

  • davon bei Personen mit bekanntem Krampfleiden (n=10 )
  • davon bei Personen ohne bekanntes Krampfleiden (n=7 )

Krampfanfälle sind nach interpandemischen, saisonalen Influenzaimpfstoffen berichtet worden. In der Fachinformation von Pandemrix wird auf Krampfanfälle hingewiesen.

Meldung als Myelitis (Entzündung des Rückenmarks) (n=3)

Insgesamt wurden drei Fälle einer Myelitis gemeldet (einschließlich der zwei Fälle, die bereits im vorherigen Bericht dargestellt wurden). Es handelte sich um eine 20jährige Frau, eine 24jährige Frau sowie um einen 41jährigen Mann. Die Symptomatik begann in zwei Fällen einen Tag nach der Impfung und in einem Fall 13 Tage nach der Impfung.

Im Folgenden wird der Fall, der noch nicht im vorherigen Bericht dargestellt wurde, aufgeführt:

  • Bei einem 41jährigen Mann wurde eine Myelitis transversa gemeldet: ein Tag nach der Impfung sei es zu aufsteigenden Sensibilitätsstörungen/ Hypästhesien beider Füße und im weiteren Verlauf auch zu Parästhesien und Dysästhesien an beiden Kleinfingern und am medialen Unterarm beidseits gekommen. Ein Tibialis-SEP sei unauffällig gewesen. Im Rahmen einer ambulanten neurologischen Untersuchung wurde die Verdachtsdiagnose einer Myelitis transversa gestellt und eine stationäre Aufnahme geplant. Lähmungen bestanden zu diesem Zeitpunkt nicht. Ein spinales MRT war geplant, jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht durchgeführt worden. Weitere Informationen liegen derzeit nicht vor. Aufgrund der derzeit vorliegenden, vorläufigen Informationen kann in diesem Fall von Seiten des PEI nicht beurteilt werden, ob die diagnostischen Kriterien für eine Myelitis erfüllt sind.

Eine Myelitis kann verschiedene Ursachen haben, z.B. kann sie erregerbedingt (u.a. durch Viren), parainfektiös, im Rahmen von verschiedenen Autoimmunerkrankungen oder paraneoplastisch auftreten. Ein Zeitabstand von einem Tag zwischen Impfung und Myelitis ist zu kurz und erscheint zeitlich für eine immunologische Reaktion nicht plausibel.

Insgesamt wurde somit bisher ein Fall gemeldet, bei dem sowohl die Diagnose einer Myelitis aufgrund der Beschreibung nachvollziehbar ist als auch der zeitliche Abstand zwischen Impfung und dem unerwünschten Ereignis für ein immunologisches Geschehen als plausibel anzusehen ist.

Neurologische Symptome

Meldung mit Paresen (Lähmung) (n=18)

Es wurden insgesamt 18 Fälle im Alter von neun bis 76 Jahren mit Krankheitsbildern gemeldet, die mit Paresen einhergingen (einschließlich der 16 Fälle, die bereits in den vorherigen Berichten aufgeführt wurden). Es handelte sich um drei Kinder (neun, zehn bzw. 13 Jahre alt) und 15 Erwachsene (sechs Frauen und neun Männer). In sieben dieser 18 Fälle wurde eine (periphere) Fazialisparese bzw. Gesichtsparese gemeldet, die übrigen elf Fälle beziehen sich auf unterschiedliche Paresen/ Krankheitsbilder.

In zwei Fällen trat die Parese am Impftag, in vier Fällen einen Tag nach der Impfung, in zwei Fällen drei Tage nach der Impfung, in zwei Fällen nach vier Tagen, in einem Fall nach sechs Tagen, in zwei Fällen nach acht Tagen, in einem Fall nach neun Tagen, in einem Fall nach 14 Tagen und in einem Fall nach 17 Tagen auf. In zwei Fällen war der Zeitabstand zur Impfung unklar. Es ist kein homogenes zeitliches Muster zu erkennen.

Zusammenfassend handelt es sich bei neun dieser 18 Fälle um Berichte von Paresen bzw. Erkrankungen, die insgesamt unabhängig von Impfungen vergleichsweise häufig vorkommen (z.B. Häufigkeit der idiopathischen Fazialisparese ca. 7-32 Fälle pro 100 000 Personen pro Jahr, Häufigkeit des Schlaganfalls ca. 175-260 Fälle pro 100 000 Personen pro Jahr). So ist die Zahl der gemeldeten Fälle einer Fazialisparese (n=7) niedriger als die rein zufällig innerhalb von acht Tagen nach Impfung zu erwartende Zahl (n= 11- 50 Fälle bei vermuteten 7,1 Millionen Geimpften).

Neun der 18 Fälle sind aufgrund der derzeit vorliegenden Informationen keinem bestimmten Krankheitsbild sicher zuzuordnen. Ein Signal ergibt sich aus den Meldungen derzeit nicht.

Meldung verschiedener Sensibilitätsstörungen (n=37)

Es wurden insgesamt 37 Fälle von Sensibilitätsstörungen bei vier Kindern/ Jugendlichen (im Alter von acht bis 17 Jahren) und 33 Erwachsenen (davon 21 Frauen und elf Männern im Alter von 20 bis 73 Jahren, einmal Geschlecht nicht angegeben) berichtet (einschließlich der 32 Fälle, die bereits in den vorherigen Berichten aufgeführt wurden). Es wurden folgende Sensibilitätsstörungen gemeldet: Parästhesie, Taubheitsgefühl, Hypästhesie, Hyperästhesie, vermindertes oder gestörtes Temperaturempfinden, Berührungsschmerzen/ Berührungsempfindlichkeit, stechende und brennende Missempfindungen.

In sieben Fällen wurde der Zeitabstand zwischen Impfung und Beginn der Sensibilitätsstörung nicht angegeben, in zwölf Fällen begann die Symptomatik am Tag der Impfung, in vier Fällen einen Tag nach der Impfung, in fünf Fällen zwei Tage nach der Impfung, in zwei Fällen nach drei Tagen, in einem Fall nach vier Tagen, in zwei Fällen nach fünf Tagen, in zwei Fällen nach sieben Tagen und in je einem Fall acht bzw. 13 Tage nach der Impfung.

Insgesamt handelt sich um Symptombeschreibungen, die derzeit keiner einheitlichen Erkrankung zugeordnet werden können.

Parästhesien sind bekannte Nebenwirkungen von Pandemrix, die gelegentlich vorkommen können.

Einzelfallberichte bezüglich verschiedenster anderer neurologischer Symptome bzw. Erkrankungen (n=28)

  • Bei einem 59jährigen Mann wurde über Geschmacksstörungen sowie Schmerzen im Bereich der rechten Gesichtshälfte berichtet, als Differentialdiagnose wurde eine Trigeminusneuralgie genannt. Die Beschwerden begannen sieben Tage nach der Impfung und dauerten zum Zeitpunkt der Meldung an. (In unserem Vorbericht vom 02.12.2009 ist außerdem ein Fall einer Trigeminus-Neuralgie links plus Hemidysästhesie links genannt.)
  • Bei einem 43jährigen Mann wurde über einen beidseitigen Hörsturz sowie über eine Hyperästhesie der linken Körperseite berichtet. Die Symptomatik begann jeweils drei Tage nach der Impfung und dauerte zum Zeitpunkt der Meldung noch an. (In unserem Vorbericht vom 25.11.2009 sowie vom 15.12.2009 ist außerdem jeweils ein Fall eines Hörsturzes aufgeführt.)
  • Bei einer 53jährigen Frau wurde über Nystagmus und Schwindel bei bekannter Innenohrschwerhörigkeit berichtet. Der Zeitabstand zur Impfung wurde nicht angegeben. Die Symptomatik besserte sich langsam über zwei bis drei Tage und war zum Zeitpunkt der Meldung komplett zurückgebildet. (In unserem Vorbericht vom 15.12.2009 sind außerdem zwei Fälle aufgeführt, in denen (u.a.) von Nystagmus und Schwindel berichtet wurde.)
  • Ein 32 Jahre alter Mann erkrankte wenige Tage nach der Impfung an einer Varizella Zoster Virus (VZV)-Meningoenzephalitis. Ein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung ist nicht zu sehen. (In unserem Vorbericht vom 02.12.2009 ist außerdem ein Fall einer Meningoenzephalitis ohne Erregernachweis aufgeführt.)
  • Bei einem 64jährigen Mann traten am Tag der Impfung schwere Rückenschmerzen mit Nackensteifigkeit auf. Die Beschwerden hielten zum Zeitpunkt der Meldung noch an.
  • Ein Tag nach der Impfung mit Celvapan traten bei einem 23jährigen Mann Sehstörungen und Sehkraftverlust auf, auch wurde der Verdacht auf eine Amaurosis fugax geäußert. Die Vorstellung beim Augenarzt ergab eine strichförmige paramakuläre (d.h. neben dem gelben Fleck der Netzhaut gelegene) Blutung. Eine stationäre Behandlung war nicht erforderlich.
    Die Beschwerden dauerten zum Zeitpunkt der Meldung an.

Die 22 Fälle verschiedenster anderer neurologischer Symptome bzw. Erkrankungen, die bereits in den vorherigen Berichten dargestellt sind, sind hier nicht nochmals aufgeführt.

Insgesamt wurde dem PEI ein breites Spektrum neurologischer Symptome/ Erkrankungen ohne einheitliches Muster gemeldet, die als isolierte Fälle nicht auf ein Signal hinweisen.

Kardiale Reaktionen

Seit dem letzten Bericht sind wenige schwerwiegende kardiale Reaktionen in zeitlichem Zusammenhang mit Pandemrix Impfung berichtet worden. Es handelt sich um zwei Fälle mit Verdacht auf Myokarditis vier Wochen (bei dem Patienten war es zwei Wochen nach Impfung zum Kammerflattern gekommen) bzw. in unbekanntem Abstand zur Impfung. In beidem Fällen ist die Diagnose aufgrund der Dokumentation, die dem PEI vorliegt, als fraglich zu bezeichnen. Weitere Informationen sind angefordert. In einem Fall wurde bei einem 80 Jahre alten Patienten ein Perikarderguss und Vorhofflattern 27 Tage nach Pandemrix und saisonaler Grippeimpfung festgestellt. Der Patient war zum Zeitpunkt der Meldung wieder hergestellt.

In einem Fall wurde 36 Stunden nach Impfung Vorhofflimmern bei einem 71 Jahre alten Patienten mit bekannter Hypertonie und Hypercholesterinämie festgestellt, das zum Zeitpunkt der Meldung auch noch anhielt.

Bei einem elf Jahre alten Kind mit septischer Granulomatose erhöhte sich am Tag der Impfung der Sauerstoffbedarf. Außerdem kam es zu einer schweren Bradykardie.

Insgesamt beschreiben die Berichte ganz unterschiedliche Erkrankungen und Symptome, ein einheitliches Muster im Sinne eines neuen Signals ergibt sich nicht.

(Auto)immunreaktionen bzw. Auslösung eines Schubs einer Autoimmunreaktion

Insgesamt wurden drei Verdachtsfälle einer leukozytoklastischen Vaskulitis (allergischen Vaskulitis, Entzündung der kleinen Gefäße) und zwei Fälle einer Henoch-Schönlein Purpura, die schon in den vergangenen Berichten ausführlich beschrieben worden sind, gemeldet. Die Patienten (vier Frauen, ein Mann) waren drei Jahre, 36 Jahre, 52 Jahre, 58 Jahre und 82 Jahre alt. Der zeitliche Abstand zwischen Impfung und ersten Symptomen der Vaskulitis betrug in einem Fall weniger als 24 Stunden und zwei bis vier Tage in den anderen Fällen. Insgesamt ist die Datenqualität bezüglich der Diagnostik und des klinischen Verlaufs zur Bewertung in allen Fällen unzureichend. So lässt sich die Diagnose in drei Fällen nicht nachvollziehen. Ferner ist unbekannt, ob eine Hautbiopsie zur Sicherung der Diagnose durchgeführt wurde. Auch wurden differentialdiagnostische Untersuchungen wie bakterielle und virale Infekte, andere Autoimmunerkrankungen etc nicht dokumentiert.

Fälle einer allergischen Vaskulitis wurden in der Literatur verschiedentlich nach saisonaler Grippeschutzimpfung berichtet (10, 11). Als möglicher Pathomechanismus wird eine Ablagerung von Immunkomplexen in der Wand betroffener Gefäße angenommen.

Im Gegensatz zu den Meldungen nach Pandemrix war der zeitliche Abstand zwischen Impfung und ersten Symptomen in der Literatur aber deutlich länger (einige Tage bis zwei Wochen nach Impfung), was mit einem durch die Impfung ausgelösten immunologischen Mechanismus vereinbar ist. Dagegen erscheint der kurze zeitliche Abstand zwischen Pandemrix Impfung und ersten Symptomen in den bisher gemeldeten Fällen für einen ursächlichen Zusammenhang wenig plausibel.

Ferner wurde seit dem vergangenen Bericht vom 15.12.09 ein zusätzlicher Fall eines akuten Schubs einer rheumatoiden Arthritis bei einer jungen Frau gemeldet, der zwei Wochen dauerte.Der Fall wurde von einem Werksarzt, der offenbar nicht der behandelnde Arzt ist, gemeldet. Er hat daher nur wenige Informationen übermittelt.

Bisher wurden insgesamt wenige Fälle eines Schubs verschiedener Autoimmunerkrankungen in zeitlichem Zusammenhang mit der Pandemrix gemeldet. Anhand der Einzelfälle kann nicht beurteilt werden, ob es sich um einen zeitlich zufälligen oder ursächlichen Zusammenhang handelt.

Meldungen in der Schwangerschaft

Es wurden keine neuen Meldungen gemacht. Im letzten Bericht wurde über einen Spontanabort in der Frühschwangerschaft berichtet. Aborte in der Frühschwangerschaft treten spontan mit einer Häufigkeit von ca. 15 % auf. Aufgrund des Einzelfalles kann kein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung hergestellt werden.

Meldungen von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen

158 Meldungen bezogen sich auf Kinder und Jugendliche im Alter von sechs Monaten bis 17 Jahren (Mittelwert 9,9 Jahre). 71 (44,9 %) Fälle wurden als schwerwiegend beurteilt. 73 (46,2 %) Kinder waren vollständig wieder hergestellt und bei einem (0,6 %) Kind hatte sich der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Meldung bereits gebessert. 36 (22,8 %) Kinder waren zum Zeitpunkt der Meldung noch nicht wieder hergestellt. Bei 45 (28,5 %) Kindern wurde der Ausgang der unerwünschten Ereignisse als unbekannt gemeldet. Insgesamt wurden dem PEI drei Todesfälle bei Kindern berichtet. Der Fall des 21 Monate alten Kindes ist bereits in einem früheren Bericht beschrieben worden. Die beiden anderen Fälle sind im Abschnitt "Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang nach H1N1-Impfung" erwähnt.

Insgesamt sind dem PEI bisher 20 Fälle eines Verdachts einer anaphylaktischen/ anaphylaktoiden Reaktion bzw. Fälle mit Reaktionen aus dem allergischen Symptomenkomplex von unterschiedlicher Ausprägung und verschiedenen Schweregrades bei Kindern gemeldet worden. Dabei handelt es sich um zehn männliche und zehn weibliche Impflinge im Alter zwischen drei Jahren und 17 Jahren (Durchschnittsalter 9,3 Jahre; Median 9,5 Jahre). In keinem Fall wurde eine Hühnereiweißallergie mitgeteilt.

Entsprechend dem Klassifizierungsschema nach Ring und Messmer wurden 13 Fälle als Typ I, 4 Fälle als Typ II und 3 Fälle als Typ III eingestuft.

Ein Bericht bezog sich auf einen sechs Jahre alten Jungen, bei dem eine autoimmune hämolytische Anämie bereits in der Vorgeschichte bekannt war, der zwei Tage nach der Impfung mit Pandemrix Zeichen einer transienten hämolytischen Anämie geboten hatte, die nach neun Tagen als wieder hergestellt berichtet wurde. Die Diagnose erscheint daher an Hand der vorliegenden Information fragwürdig.

Weiterhin wurde dem PEI ein Fall berichtet von einem drei Jahre alten Jungen, bei dem es nach der Impfung zu einer vorübergehenden (ca. 30 min. andauernden) Blutungsneigung an der Impfstelle gekommen war.

Die Mehrzahl der gemeldeten Symptome zählen zu den bekannten, in der Fachinformation von Pandemrix aufgeführten Nebenwirkungen.

Meldungen zu Impfversagen

Bis zum 10.12.2009 wurde dem PEI zehn Fälle berichtet, in dem nach der Impfung mit Pandemrix eine Infektion mit Influenza A H1N1v nachgewiesen wurde, bestätigt durch einen positiven Test für Influenza A H1N1. Hierbei handelt es sich um zwei Erwachsene (42 und 69 Jahre) und acht Kindern im Alter von sechs bis 17 Jahren. Alle Personen hatte entsprechend der aktuellen Impfempfehlung nur eine Impfung erhalten. Der Zeitraum zwischen der Impfung und dem Auftreten der Infektion betrug zwischen 5 und 28 Tage. Da erst nach 21 Tagen von einem ausreichenden Impfschutz gegen Influenza A H1N1 ausgegangen werden kann, handelt es sich nur bei zwei der zehn Impflinge (Abstand 25 bzw. 28 Tage) um ein mögliches Impfversagen.

Spontanberichte über vermeidliche Fälle von Impfversagen, sind nicht geeignet, die Wirksamkeit des Impfstoffes zu ermitteln. Für Pandemrix werden jedoch epidemiologische Untersuchungen zur Effektivität durchgeführt.

Bewertung

Aufgrund der derzeit vorliegenden Daten ergibt sich kein Hinweis auf eine geänderte Nutzen-Risiko-Abwägung für Pandemrix. Im Vergleich zum Bericht des PEI vom 15.12.2009 haben sich keine neuen Aspekte ergeben. Das PEI wird weiterhin engmaschig alle gemeldeten unerwünschten Ereignisse recherchieren und wissenschaftlich bewerten. Dazu ist es allerdings notwendig, dass das PEI insbesondere bei Meldungen über den Verdacht einer schwerwiegenden Nebenwirkung bzw. Impfkomplikation die zur Bewertung notwendigen Informationen zur Diagnose, zum Verlauf und Ausgang der unerwünschten Ereignisse erhält.

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Aktualisiert: 05.01.2010