Paul-Ehrlich-Institut

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Mo­no­klo­na­le An­ti­kör­per-Kom­bi­na­tio­nen ge­gen CO­VID-19 im Rol­ling Re­view

Zwei Cocktails SARS-CoV-2-neutralisierender monoklonaler Antikörper zur Prävention oder Therapie von COVID-19 befinden sich im Rolling-Review-Verfahren des Ausschusses für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA). Das Rolling Review wurde sowohl für die Kombination von Casirivimab/Imdevimab (REGN-COV2) der Unternehmen Regeneron Pharmaceuticals Inc. und F. Hoffman-La Roche als auch für die Antikörperkombination Bamlanivimab/Etesevimab des Unternehmens Eli Lilly begonnen. Die monoklonalen Antikörper binden an unterschiedliche Epitope des SARS-CoV-2 Spikeproteins, neutralisieren das Virus und reduzieren die Neuinfektion von Zellen.

Antikörper (Quelle: CoronaBorealis/Shutterstock.com)

Ein Medikament wird erst nach einem aufwendigen Bewertungsprozess durch den CHMP für den europäischen Markt zugelassen. Dieser Prozess dauert normalerweise länger als ein Jahr, inklusive der Zeit, die der Antragsteller für die Beantwortung von Rückfragen braucht. Dabei werden Daten zur Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit des Arzneimittels geprüft und bewertet. Jetzt kommt auch bei den Cocktails von je zwei SARS-CoV-2 neutralisierenden monoklonalen Antikörpern – Casirivimab und Imdevimab (REGN-COV2) bzw. Bamlanivimab/Etesevimab – das Rolling-Review-Verfahren zum Einsatz. Das Rolling Review dient dazu, vor allem COVID-19-bezogene Bewertungsverfahren im Hinblick auf eine mögliche Zulassung zu beschleunigen. Mit der Bewertung von Datenpaketen zur pharmazeutischen und nichtklinischen Entwicklung beispielsweise wird bereits begonnen, bevor die vollständigen Daten über die Ergebnisse der klinischen Prüfung für den formalen Antrag auf Zulassung vorliegen.

Die Entscheidung des CHMP, mit der fortlaufenden Bewertung der beiden Antikörperkombinationen zu beginnen, basiert auf der Sichtung vorläufiger Ergebnisse von Laborstudien sowie frühen klinischen Prüfungen an Erwachsenen.

Die Unternehmen führen derzeit weitere klinische Prüfungen am Menschen durch, um die Sicherheit und Wirksamkeit der neutralisierenden monoklonalen Antikörper zu ermitteln. Sobald ausreichende Daten verfügbar sind, wird der CHMP diese im Hinblick auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis prüfen und bewerten. Die kontinuierliche Überprüfung weiterer Datenpakete wird fortgesetzt, bis alle für einen formellen Zulassungsantrag erforderlichen Daten vorliegen.

Hintergrund zu den im Rolling-Review-Verfahren befindlichen neutralisierenden monoklonalen Antikörper-Cocktails gegen COVID-19

Die monoklonalen Antikörper Casirivimab, Imdevimab, Bamlanivimab und Etesevimab sind monoklonale IgG1-Antikörper, die an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 binden und damit die Interaktion der Viren mit dem humanen ACE2-Rezeptoren blockieren. Dadurch wird der Eintritt von Viren in menschliche Zellen gehemmt und ggf. verhindert. Die Antikörper wurden aus spezifischen Immunzellen aus dem Blut von genesenen Patientinnen und Patienten isoliert. Die Antikörper werden in einem speziellen Zellkultursystem gewonnen, woran sich zahlreiche Reinigungsschritte anschließen. Die Gewinnung der humanen Antikörper von COVID-19-Genesenen sowie frühe klinische Prüfungsdaten sprechen dafür, dass eine Wirksamkeit erwartet werden kann. Da es sich um Antikörper handelt, die bereits im menschlichen Organismus zirkulierten, kann man darüber hinaus auch von einem guten Sicherheitsprofil ausgehen.

Sowohl Casirivimab/Imdevimab als auch Bamlanivimab werden in Deutschland bereits angewendet. Möglich ist dies durch die Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV). Dringend in der SARS-CoV-2-Epidemie benötigte Arzneimittel können durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beschafft und in der Versorgung eingesetzt werden. In die Entscheidung des BMG über die Beschaffung und das Inverkehrbringen wurde die Bewertung des Paul-Ehrlich-Instituts einbezogen. Das Paul-Ehrlich-Institut hatte, wie in der Verordnung vorgesehen, bezüglich dieser monoklonalen Antikörper festgestellt, dass die Qualität gewährleistet ist und seine Anwendung nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis zur Vorbeugung oder Behandlung von COVID-19 in bestimmten Patientengruppen erwarten lässt. Für Etesevimab ist bisher keine Bewertung durch das Paul-Ehrlich-Institut erfolgt.

Aktualisiert: 11.03.2021