Paul-Ehrlich-Institut

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Welt-He­pa­ti­tis-Tag – Paul-Ehr­lich-In­sti­tut en­ga­giert sich für schüt­zen­de Impf­stof­fe und si­che­re Blut­pro­duk­te

Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag! Nicht zufällig wird jedes Jahr am 28. Juli dieser Erkrankung gedacht, die von unterschiedlichen Hepatitis-Viren verursacht wird. Infektionen mit Hepatitis-A- und -B-Viren gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Beide sind durch Impfungen vermeidbar. Das Paul-Ehrlich-Institut, zuständig für Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen und die Sicherheit von Blut und Blutkomponenten, spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Bevölkerung in Deutschland vor Hepatitis.

Hepatitis B Virus (Quelle: Kateryna Kon/Shutterstock.com)

Es gibt unterschiedliche Hepatitis-Viren – von Hepatitis A bis Hepatitis E (siehe Hintergrund). Infektionen mit Hepatitis-B-Viren (HBV) gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Bei chronischem Verlauf zählen die Hepatitis-B-und -C-Infektionen zu den bedeutendsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberzellkrebs. Der Leberzellkrebs rangiert weltweit auf Platz zwei der krebsbedingten Todesursachen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich 887.000 Menschen an Hepatitis B.

Global wird der Welt-Hepatitis-Tag von der World Hepatitis Alliance ausgerichtet. In Deutschland ist die Deutsche Leberhilfe e.V. Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages. Das internationale Motto lautet "Hep can’t wait" (Hepatitis kann nicht warten) – als Forderung, mehr zur Eindämmung dieser Infektionen zu tun.

Deutschland zählt in Bezug auf die Allgemeinbevölkerung zu den Niedrigprävalenzregionen; bestimmte Risikogruppen sind jedoch häufiger betroffen. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 8903 Hepatitis-B-Fälle in Deutschland an das Robert Koch-Institut gemeldet. Dies entspricht einer Inzidenz von 10,7 gemeldeten Infektionen pro 100.000 Einwohner.

Die geringe Häufigkeit von Hepatitis-B-Infektionen in Deutschland im Vergleich zu Zahlen weltweit liegt neben Hygienemaßnahmen und Infektionsschutzmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr vor allem an der Möglichkeit, sich gegen Hepatitis B (und Hepatitis A) impfen zu lassen. So stehen seit 1982 Impfstoffe zum Schutz vor Hepatitis B sowie seit 1995 auch Impfstoffe gegen Hepatitis A mit hoher Wirksamkeit und guter Verträglichkeit zur Verfügung. Eine weitere wichtige Säule ist die Sicherheit von Blut- und Blutprodukten.

Impfstoffe zum Schutz vor Hepatitis A und B

In Deutschland stehen sowohl monovalente (Einzelimpfstoffe) gegen Hepatitis A bzw. Hepatitis B, bivalente Kombinationsimpfstoffe gegen Hepatitis A und B und hexavalente Kombinationsimpfstoffe mit Hepatitis-B-Komponente für Kinder zur Verfügung. Das Paul-Ehrlich-Institut ist zuständig für Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit aller Impfstoffe. Dazu gehören die Genehmigung klinischer Prüfungen neuer Impfstoffkandidaten im Rahmen der Zulassung, die Überwachung der Sicherheit der Impfstoffe nach Zulassung sowie die Chargenprüfung (Prüfung der Produktionseinheiten) der Impfstoffe in Deutschland. Nur zugelassene Impfstoffe, die die Chargenfreigabe durch das Paul-Ehrlich-Institut erhalten haben, dürfen in Deutschland vertrieben und angewendet werden.

Trotz zeitweilig aufgetretener und zum Teil langwieriger Lieferengpässe bei den Hepatitis-A- und Hepatitis-B-Impfstoffen hat das Paul-Ehrlich-Institut immer dazu beigetragen, diese Impfstoffe in Deutschland verfügbar zu machen und hat zeitnah über drohende und vorhandene Lieferengpässe informiert

Sicherheit von Blut und Blutprodukten

Zu den wichtigen Aufgaben des Paul-Ehrlich-Instituts gehört es auch, die Sicherheit von Blut- und Blutprodukten zu überprüfen und erforderliche Schutzmaßnahmen anzuordnen. Alle eingeführten Mindeststandards können auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts eingesehen werden (siehe Weitere Informationen).

Regelmäßig berichtet das Bundesinstitut im Hämovigilanzbericht über die Meldungen schwerer Transfusionsreaktionen eines Jahres und stellt sie den Meldungen der Vorjahre gegenüber. So wird sichtbar, ob Maßnahmen zur Risikominimierung wirkungsvoll sind und zur Erhöhung der Sicherheit von Blutkomponenten beitragen.

So gab es nach Einführung des Spenderscreenings auf HBV (anti-HBc-AK) im Jahr 2006 im Zeitraum von 2008 bis 2019 nur noch vier bestätigte Übertragungen und seit 2016 überhaupt keinen bestätigten Fall einer Hepatitis-B-Übertragung mehr. Im Zeitraum von 2000 bis 2007 gab es hingegen noch insgesamt 16 Übertragungen.

Für HCV wurden 2019 erstmals nach zwölf Jahren wieder zwei Verdachtsfälle einer HCV-Übertragung bestätigt, die beide durch den gleichen Spender verursacht wurden, der sich zum Zeitpunkt der Spende in der sehr frühen Fensterphase der Infektion befand. Zehn Verdachtsfälle einer HEV-Übertragung durch Blutkomponenten wurden in 2019 bestätigt.

Seit 01.01.2020 müssen Blutspender auch auf das Hepatitis-E- Virus getestet werden, um eine Infektion zu erkennen und eine Übertragung durch Blutkomponenten zu verhindern.

"Weltweit sind Infektionskrankheiten eine der häufigsten Todesursachen. Das Paul-Ehrlich-Institut engagiert sich für den Schutz der Bevölkerung vor Infektionskrankheiten nicht nur in Deutschland, sondern mit seinen vielfältigen Aktivitäten auch europäisch und in seinem Engagement für die WHO auch weltweit", erklärt Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. So gibt es am Paul-Ehrlich-Institut die zwei WHO-Kooperationszentren "WHO-Kooperationszentrum für die Qualitätssicherung von Blutprodukten und In-vitro-Diagnostika", das gerade zum fünften Mal für weitere vier Jahre designiert wurde, und "WHO-Kooperationszentrum für die Standardisierung und Bewertung von Impfstoffen".

Forschung

Die Forschung auf allen Gebieten, auf denen es regulatorisch aktiv ist, ist ein Alleinstellungsmerkmal des Paul-Ehrlich-Instituts. Dazu zählt auch die Forschung an Hepatitis-Viren. Insbesondere in der Abteilung Virologie betreibt das Paul-Ehrlich-Institut intensive Forschungsarbeiten zu den Hepatitis-Viren B, C und E. Im Zentrum dieser Arbeiten geht es um Erkenntnisse der Virus-assoziierten Pathogenese sowie darum, die Grundlagen für eine neuartige Impfstoffplattform zu schaffen. Diese neuartige Impfstoffplattform betrifft HBV und zielt darauf ab, ergänzend zu der vorbeugenden Impfung chronisch HBV-infizierten Patienten eine therapeutische Impfung zu ermöglichen.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der HBV-Forschung betrifft die Charakterisierung verschiedener HBV-Genotypen, die sich deutlich in Ihrer Pathogenität unterscheiden. In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Frankfurt wird hier der Lebenszyklus der verschiedenen Genotypen vergleichend untersucht, um die unterschiedlichen Krankheitsverläufe zu erklären und neue therapeutische Ansatzpunkte zu finden. Von besonderem Interesse sind hierbei die Prozesse, die das Ausschleusen des Virus` aus der Zelle ermöglichen.

Eine wesentliche Frage der HCV-Forschung am Paul-Ehrlich-Institut ist die Untersuchung des Einflusses von HCV auf den intrazellulären Radikalspiegel. Radikale sind hochreaktive Moleküle, die beispielsweise eine wesentliche Rolle bei der Tumorentstehung und bei der Kontrolle regenerativer Prozesse spielen. HCV führt über einen komplexen Mechanismus zu einer deutlichen Erhöhung der Radikalspiegel, um Prozesse für seine Freisetzung zu aktivieren, was umgekehrt aber eine wesentliche Rolle für die HCV-assoziierte Pathogenese spielt.

HEV, als sogenannter zoonotischer Erreger (Übertragung vom Tier auf den Menschen) stellt mit jährlich ca. 44.000 tödlich verlaufenden Infektionen zunehmend ein ernstes Problem dar. Eine spezifische Therapie gegen eine HEV-Infektion gibt es nicht. Das Paul-Ehrlich-Institut konnte Zellkulturmodelle zur Vermehrung des Virus etablieren, welche es ermöglichen, den Lebenszyklus dieser Viren detailliert zu untersuchen. Im Vordergrund stehen hierbei Ansätze, zelluläre antivirale Mechanismen zu identifizieren und zu charakterisieren, um so Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapeutika zu definieren. Zu den ersten Erkenntnissen zählt die Beobachtung, dass eine Veränderung des intrazellulären Cholesterinspiegels einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Freisetzung von HEV hat.

Hintergrund

Sie gehören eigentlich unterschiedlichen Virusfamilien an und sind nicht miteinander verwandt. Doch eins ist allen Hepatitis-Viren gemeinsam: Sie können bei Infektion zu einer Entzündung der Leber (Hepatitis) führen. Daher auch der Name, denn Hepatozyten sind Leberzellen. Neben dem Krankheitsverlauf unterscheiden sie sich auch im Infektionsweg:

Hepatitis A wird aus dem Darm ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch Kontakt- oder Schmierinfektion durch enge Personenkontakte sowie durch kontaminierte Lebensmittel, Wasser oder Gebrauchsgegenstände. Infektionen treten sporadisch, endemisch oder in Form von Epidemien auf.

Hepatitis B ist wie auch Hepatitis A ein weit verbreitetes Hepatitis-Virus. Nach Angaben der WHO haben weltweit etwa zwei Milliarden Menschen eine HBV-Infektion durchgemacht und etwa drei Prozent der Weltbevölkerung sind chronisch mit HBV infiziert. Die Übertragung erfolgt über Blut und Körpersekrete.

Hepatitis C ist weltweit verbreitet. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind weltweit etwa 71 Millionen Menschen und damit etwa ein Prozent der Weltbevölkerung mit Hepatitis C infiziert. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit kontaminiertem Blut und Körpersekrete.

Hepatitis D benötigt für seine Replikation (Vermehrung) das Hepatitis-B-Virus. Daher kommt die Infektion mit Hepatitis D nur im Verbund (zeitgleich als Simultaninfektion oder nachgeschaltet als Superinfektion) vor. Wie bei Hepatitis B erfolgt die Übertragung durch infiziertes Blut oder infizierte Körperflüssigkeiten.

Hepatitis E: In Industrieländern wie Deutschland findet die Hepatitis-E-Infektion hauptsächlich als sogenannte zoonotische Übertragung über den Verzehr von unzureichend gegartem Schweine- bzw. Wildfleisch oder daraus hergestellten Produkten statt. Um die Übertragung durch Blutprodukte zu verhindern, hat das Paul-Ehrlich-Institut im Jahr 2019 die Spendertestung auf HEV-Viruspartikel für Blutkomponenten zur Transfusion und Stammzellzubereitungen angeordnet.

Publikationen

Peiffer KH, Spengler C, Basic M, Jiang B, Kuhnhenn L, Obermann W, Zahn T, Glitscher M, Loglio A, Facchetti F, Carra G, Kubesch A, Vermehren J, Knop V, Graf C, Dietz J, Finkelmeier F, Hermann E, Trebicka J, Grünweller A, Zeuzem S, Sarrazin C, Lampertico P, Hildt E (2020): Quadruple mutation GCAC1809-1812TTCT acts as a biomarker in healthy European HBV carriers.
JCI Insight 5: e135833.
Online-Abstract


Bender D, Hildt E (2019): Effect of Hepatitis Viruses on the Nrf2/Keap1-Signaling Pathway and Its Impact on Viral Replication and Pathogenesis.
Int J Mol Sci 20: 4659.
Text


Glitscher M, Martín DH, Woytinek K, Schmidt B, Tabari D, Scholl C, Stingl JC, Seelow E, Choi M, Hildt E (2021): Targeting cholesterol metabolism as efficient antiviral strategy against the Hepatitis E virus.
Cell Mol Gastroenterol Hepatol 12: 159-180.
Online-Abstract

Aktualisiert: 28.07.2021